
Der US-amerikanische Physiologe Elvin Morton Jellinek setzte sich viele Jahre lang, im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO), mit dem Wesen der Alkoholholsucht auseinander. In Folge dessen beobachtete er, dass sich eine Alkoholabhängigkeit über einen längeren Zeitraum (Monate oder Jahre) entwickelt, und in 4 unterschiedlichen Phasen verläuft.
- voralkoholische Phase
- Prodromalphase = (den Ausbruch) ankündigend, (dem Ausbruch) vorausgehend
- kritische Phase
- chronische Phase

Phasenmodell nach Jellinek
Voralkoholische Phase
Die sogenannte voralkoholische Phase zeichnet sich durch ein progredientes (voranschreitendes) “Erleichterungstrinken” aus.
Erleichterungstrinken ➜ Nachlassen der Tragfähigkeit für seelische Belastungen; Die Verträglichkeit für Alkohol wird größer
Prodromalphase
Die Prodromalphase ist die Stufe der Toleranzsteigerung. Sie zeichnet sich durch heimliches gieriges Trinken aus. Hinzu kommen höher frequente Räusche und Erinnerungslücken.
Gedächtnislücken stellen sich ein
- Änderung der Trinkart (alleine, heimlich)
- Denken an Alkohol
- Häufig schnelles Trinken des ersten Glases
Kritische Phase
Die kritische Phase ist nach E.M. Jellinek die Stufe, bei der es zu einem Kontrollverlust und zu einem Zwangstrinken kommt. Betroffene Personen trinken bereits nach dem Aufstehen und es kommt zu körperlichen und sozialen Folgekomplikationen.
- Kontrollverlust über die weitere Trinkmenge nach Trinkbeginn
- Trinkpausen nach Kontrollverlust
- Notwendigkeit von Ausreden und Erklärungen
- Das Verhalten ändert sich
- fortschreitenden Isolierung
- deutliche körperliche Abhängigkeit
- Körperliche Folgeschäden treten auf
Chronische Phase
In der chronischen Phase kommt es, u.a. aufgrund von Einschränkungen der Leberfunktion, zu einer “Sensibilisierung” gegenüber Alkohol. Dies bedeutet, das betroffene Personen Alkohl weniger vertragen und “dauerbetrunken” sind.
Folgen: massiver körperlicher, kognitiver und sozialer Abbau
- Regelmäßiges morgendliches Trinken wird notwendig
- Auftreten von tagelangen Räuschen
- körperlicher, seelischer und sozialer Abbau
- Störungen von Merkfähigkeit und Konzentration stellen sich ein
- bedrohliche Entzugszeichen möglich
- Verträglichkeit für Alkohol nimmt ab
- körperliche und seelische Zusammenbrüche
- Organschäden, Demenz, Tod
Quellen
- Titelbild: Anstoßen mit Bier (Pexels.com – Tembela Bohle)
- Haupt, W. F., & Gouzoulis-Mayfrank, E. (2016). Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe (W. F. Haupt & E. Gouzoulis-Mayfrank, Hrsg.; 11. Aufl.). Thieme.