Limbisches System

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Abstammung: lateinisch: limbus: “Saum”
Lage: zwischen Großhirnrinde und Hirnstamm
Aufbau: Komplex aus verschiedenen Gehirnstrukturen

Das limbische System ist an vielfältigen Aufgaben im ZNS (zentralen Nervensystem) beteiligt. Als funktionelles System im Gehirn beeinflusst es Emotionen, ist das Zentrum für das Lernen und die Gedächtnisbildung und reguliert vegetative Funktionen. Weiter sorgt das System auch für die Ausschüttung von Endorphinen (➜ körpereigenen Opioiden).

Geschichte

Erstmals wurde der Begriff 1878 vom französischen Chirurgen Paul Broca (1824 – 1880) eingeführt, der von einem “limbischen Lappen” sprach. Der Namesbestandteil “limbisch” leitet sich vom lateinischen limbus (“Saum”) ab, da die dazugehörigen anatomischen Strukturen einen doppelten Ring um die Basalganglien und den Thalamus bilden. Der US-amerikanische Hirnforscher Paul MacLean (1913 – 2007) prägte 1952 den Begriff “limbisches System” und ordnete auch die Amygdala (Mandelkern) dieser funktionellen Struktur zu.

Anatomie: limbisches System

Das limbische System liegt zwischen Großhirnrinde und Hirnstamm (➜ siehe auch: Gehirn) und setzt sich aus folgenden Strukturen zusammen, die einerseits funktionell zusammengehören, andererseits anatomisch unterschiedlichen Hirnabschnitten zugeordnet sind:

Anatomie: limbisches System
  • Hippocampus
    Zentrum für Lern- und Gedächtnisprozesse
  • Gyrus cinguli
    Entstehung und Verarbeitung von Emotionen, beteiligt an Lern- und Gedächtnisprozessen
  • Gyrus parahippocampalis
    Leitet Sinnesinformationen zum Hippocampus weiter
  • Corpus amygdaloideum (Amygdala, Mandelkern)
    Zentrum des Angstsystems, Speicherung emotionaler Gedächtnisinhalte, Modulation von vegetativen Funktionen des Hypothalamus
  • Nucleus accumbens
    Zentrum für das Belohnungssystem (spielt eine zentrale Rolle für eine Suchtentstehung)
  • Corpus mamillare (Mamillarkörper)
    Lernvorgänge und Gedächtnisbildung, Beeinflussung des Sexualverhaltens
  • Fornix cerebri
    Speicherung von Gedächtnisinhalten vom Kurzzeit- in das Langzeit-Gedächtnis

Störungen

Bei einigen Erkrankungen werden Veränderungen des limbischen Systems oder des Corpus amygdaloideum (Amygdala, Mandelkern) zu beobachten. Hierzu zählen folgenden Krankheiten, bei denen eine verminderte Einschätzungsfähigkeit emotionaler Situationen in Verbindung gebracht werden:

  • Gedächtnisstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
  • Narkolepsie
  • Autismus
  • Depressionen
  • Phobien

Aufgrund der Tatsache, dass zum limbischen System viele Strukturen gehören, ist es nicht möglich, diesem System einzelne Krankheiten oder Störungen in Gesamtheit zuzuordnen. Man nimmt an, dass Erkrankungen nicht selten unterschiedliche Ursachen aufweisen, deren Ursprünge sich wahrscheinlich auf spezifische Teile des limbischen Systems beschränken:

  • Schizophrenie
    Bei der Schizophrenie lässt sich mithilfe von PET (Positronen-Emissions-Tomographie) oft eine verminderte Aktivität des Frontalhirns beobachten (➜ Hypofrontalität). Ursächlich hierfür ist eine limbischen Dysfunktion und eine eingeschränkte Regulation von Emotionen und Angst.
  • Bipolare Störung
    Eine Funktionsbeeinträchtigung des limbischen Systems wird zu den Ursachen der bipolaren Störung gezählt.
  • Alzheimer-Krankheit
    Als Teil des limbischen Systems ist der Hippocampus eines der ersten Areale, das von der Alzheimer-Krankheit befallen wird.

Quellen

  • Titelbild: Illustration Limbisches System (Shutterstock.com – SciePro)
  • Limbisches System und Gedächtnis – Wissen, AMBOSS. (31.01.2023), abgerufen am 22.03.2023
  • Faller, A., & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion (A. Faller & M. Schünke, Hrsg.; 17. Aufl.). Thieme.

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Über den Autoren

Stephan Wäsche
Stephan Wäsche

Gesundheits- und Krankenpfleger
LWL-Klinik Hemer

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Von Stephan Wäsche

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