Psychoedukation: Ziele, Elemente, Techniken

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Abstammung: latein: educare = erziehen, großziehen
Englisch: psychoeducation

Bei der Psychoedukation handelt es sich um die systematische und komplette Informationsvermittlung zur Krankheit, zu ihrer Entstehung sowie zu den therapeutischen Möglichkeiten. Sie ist ganz allgemein der Versuch, komplizierte medizinische und wissenschaftliche Themen so zu übersetzen, dass sie von betroffenen Patienten und deren Angehörigen verstanden werden können.

Ziele der Psychoedukation

Patienten und Angehörigen erhalten Fachwissen über die Erkrankung, die erforderlichen Therapiemaßnahmen und die möglichen Selbsthilfestrategien. Hier liegt der Fokus vor allem auf dem Faktor Empowerment (“Selbstbefähigung”). Hierzu zählen folgende Schwerpunkte:

  • Besseres Verständnis der Krankheit
  • Besserer Umgang mit der Krankheit
  • Rückfallprophylaxe
  • Förderung des Genesungsbeitrags
  • Entstigmatisierung
  • Behandlungserfolg

Ohne die Vermittlung eines klaren Krankheitsverständnisses und der daraus resultierenden Krankheitseinsicht (Adhärenz, Compliance) wird eine langfristige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit professionellen Hilfesystemen nicht von Erfolg gekrönt sein.

Psychoedukation: Patienten und Angehörigen erhalten Fachwissen über die Erkrankung, die erforderlichen Therapiemaßnahmen und die möglichen Selbsthilfestrategien.

Wichtige Elemente

Zu den wichtigesten Elementen einer Psychoedukation zählen:

  • Informationsvermittlung
  • Emotionale Entlastung der Betroffenen durch den Austausch von Erfahrungen
  • Unterstützung einer medikamentösen und/oder psychotharapeutischen Behandlung
  • Förderung individueller Konzepte zum Umgang mit der Krankheit zu deren Bewältigung
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Akuttherapie
  • Langzeittherapie
  • Kontaktaufnahme mit Selbsthilfegruppen
  • Mut und Hoffnung vermitteln
  • Entlastung von Schuld- und Versagensgefühlen

Techniken der Edukation

Wichtige Techniken einer Psychoedukation sind vor allem:

  • Vermittlung von wichtigen Informationen
  • Verhaltensexperimente
  • Arbeit in Kleingruppen
  • Patienten und/oder Angehörige als Co-Therapeuten
  • Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung
  • Übungs- und Hausaufgaben (z.B. Erlernen und Festigen von Skills)
  • Schulung von Hausärzten
  • Störungsspezifische Programme
  • Internetprogramme (z.B. auf Webseiten von Krankenkassen)

Organisation

  • Patientengruppen: sollten ein- bis zweimal wöchentlich stattfinden und so in den Stationsablauf eingebettet werden, dass es keine Überschneidungen mit anderen Therapien gibt. Psychoedukative Gruppen sollten grundsätzlich für alle Patienten zugänglich gemacht werden.
  • Angehörigengruppen: sollten 14-tägig (abends) stattfinden und allen Angehörigen offen stehen.
  • Gruppenleitung: Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen oder Pflegefachpersonal

Quellen

  • Titelbild: Arzt schult medizinisches Personal (Shutterstock.com – Drazen Zigic)
  • Psychoedukation (09.02.2022). Verfügbar unter: www.psychiatrie.de (abgerufgen am 16.03.2023)
  • Rabovsky, K., & Stoppe, G. (Hrsg.). (2008). Diagnosenübergreifende und multimodale Psychoedukation: Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen – mit Zugang zum Elsevier-Portal. Urban & Fischer in Elsevier.

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Über den Autoren

Stephan Wäsche
Stephan Wäsche

Gesundheits- und Krankenpfleger
LWL-Klinik Hemer

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Von Stephan Wäsche

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Stephan Wäsche

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