Ventrogluteale Injektion nach Hochstetter

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Die ventrogluteale Injektion nach Hochstetter ist eine Injektionstechnik zur intramuskulären Injektion in den Musculus gluteus maximus und zählt bei Erwachsenen und Jugendlichen als sicherste Methode, um fehldurchgeführte Injektionen in ein Gefäß zu vermeiden.

Indikation

  • Schmerzmittelinjektion
  • Impfung (z.B. Tetanusprophylaxe)
  • Injektionen von Präparaten mit Depotwirkung

Kontraindikation

  • verwirrte, aggressive oder unruhige Patienten (Verletzungsgefahr)
  • erkranktes Gewebe (Entzündungen, Infektionen, Vernarbungen, Verhärtungen, Ödeme)
  • Patienten mit Schock oder Verdacht auf Herzinfarkt (Verfälschung der Laborwerte möglich)
  • sehr adipöse Patienten (hohe Gefahr das Muskelgewebe nicht zu treffen)

Vorbereitung

Der Patient wird über die Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten. Die benötigten Materialien werden in Reichweite zurechtgelegt:

  • ärztlicher Verordnungsplan
  • Spritzentablett
  • verordnete Injektionslösung
  • sterile Tupfer aus Zellstoff
  • passende Kanüle (ja nach Konstitution des Patienten ➜ 5 bis 7cm Kanülenlänge)
  • richtige Spritze (Fertigspritze, 2-ml-Spritze usw.)
  • Schnellverband (Pflaster)
  • Hautdesinfektionsmittel
  • Schutzhandschuhe
  • Abwurfbehälter für Spritzen

Zusätzlich sorgt die durchführende Pflegekraft für gute Lichtverhältnisse und die Einhaltung der Intimsphäre (z.B. Zimmertüre schließen, etwaige Mitpatienten oder Besuch kurz vor die Türe bitten).

Cave: Bei der Injektionslösung ist immer darauf zu achten, dass sie für eine intramuskuläre (i.m.) Injektion zugelassen ist.

Durchführung

Für die Injektion nach Hochstetter wird der Patient in Seitenlage positioniert. Um die Muskulatur zu entspannen und die Injektion schmerzlos verabreichen zu können, sollte idealerweise eine leichte Drehung des Beins im Hüftgelenk nach vorne (Anteversion) und eine leichte Beugung des Kniegelenks erfolgen.

Schritt 1: Lokalisation

Ventrogluteale Injektion nach Hochstetter - Schritt 1

Die Lokalisation der Injektionsstelle erfolgt anhand 3 knöchernen Orientierungspunkte:

  • Cristae iliaca
  • Spina iliaca anterior superior (vorderer Darmbeinstachel)
  • Trochanter major (großen Rollhügel des Femur)

Schritt 2: Finger positionieren und Hand drehen

Ventrogluteale Injektion nach Hochstetter - Schritt 2

Der Zeigefinger wird auf der Spina iliaca anterior superior positioniert während der abgespreizte Mittelfinger auf der Crista iliaca aufliegt. Die Hand sammt abgespreiztem Mittelfinger wird nun, unter Belassung des Zeigefingers auf dem Darmbeinstachel, ca. 2cm in dorsale Richtung gedreht. Abschließend sollte sich der Handballen auf dem Trochanter major befinden.

Schritt 3: Injektionszone bestimmen

Ventrogluteale Injektion nach Hochstetter - Schritt 3

Es entsteht ein Injektsionsdreieck . Die Spitze des, zwischen dem Zeige- und abgespreizten Mittelfinger erkannbaren Dreiecks, ist die Injektionszone (Injektionsgebiet).

Schritt 4: Injektion vornehmen

Ventrogluteale Injektion nach Hochstetter - Schritt 4

Nun wird die Injektionsstelle desinfiziert (jeweilige Einwirkzeit beachten) und die Injektion erfolgt im 90° Winkel. Zur Vermeidung von schweren Komplikationen wie einer lokale Nekrose der Haut (Embolia cutis medicamentosa) muss vor der beabsichtigten Applikation mittels Aspiration sichergestellt werden, dass kein Gefäß getroffen wurde. Der Einstechvorgang sollte so schnell und zügig wie möglich erfolgen, da ein Zögern beim Patienten Abwehrspannungen der Muskulatur auslösen kann (Folge: mehr Gewebe als notwendig wird geschädigt). Sollte die Knochenhaut getroffen werden, muss die Kanüle ca. 1 cm zurückgezogen werden.

Der Linkshänder injiziert in den linken, der Rechtshänder in den rechten M. gluteus maximus

Nachbereitung

  • Patient wird nach Wohlbefinden und Schmerzen befragt
  • Ggf. wird das Fenster geöffnet
  • verwendete Materialien werden entsorgt/verräumt
  • vor die Türe gebetene Mitpatieten und Besucher werden wieder ins Zimmer gebeten
  • die Patientenklingel wird in Reichweite des Betroffenen positioniert
  • Maßnahme wird dokumentiert
  • nach 2 – 3 Stunden die Injektionsstelle auf Auffälligkeiten prüfen

Video

Alexandra Lichtenauer zeigt Schritt für Schritt die Injektionstechnik nach von Hochstetter

Quellen

  • Titelbild: Injektion Oberschenkel (Shutterstock.com – Henadzi Kilent)
  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2014). Pflege Heute (6. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.

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Über den Autoren

Stephan Wäsche
Stephan Wäsche

Gesundheits- und Krankenpfleger
LWL-Klinik Hemer

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Von Stephan Wäsche

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