
Parkinson zählt zu den degenerativen Prozessen, die mit extrapyramidalen Bewegungsstörungen einhergehen. Es handelt sich um eine sehr häufige neurologische Erkrankung.
Ursachen
Die häufigste Ursache ist das Absterben Dopamin produzierender Nervenzellen in der Substantia nigra des Gehirns. Dies stört das Zusammenspiel verschiedener motorischer Leistungen durch ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter (Acetycholin erhöht, Glutamat erhöht, Dopamin erniedrigt). Die genaue Ursache dieser Degeneration ist nicht genau bekannt.
Häufigkeit (Epidemiologie)
- Geschlecht: ♂ > ♀
- Alter: Häufigkeitsgipfel zwischen dem 50. – 60. Lebensjahr
- Prävalenz: ca. 300.000 Menschen in Deutschland sind betroffen
- zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland, nach Morbus Alzheimer
Symptome
Hauptsymptome
- Rigor (Muskelsteifheit)
- Ruhetremor (Muskelzucken im Ruhezustand)
- Hypokinese (Bewegungsarmut)
- posturale Instabilität (Fallneigung)
➥ mangelnde Stabilität der aufrechten Körperhaltung
Nebensymptome
- Schwächegefühl
- maskenhaftes Gesicht
- Freezing (Schwierigkeit beim Starten von Bewegungen)
- Erhöhte Talgproduktion (⇒ Maskengesicht)
- Dranginkontinenz
- Obstipation
- psychische Beeinträchtigungen
➥ Depression, kognitive Störungen (verlangsamtes Denken, wenig Interesse am Umfeld) - Sprachstörungen (leises und monotones Sprechen)
- Mikrographie (Schrift wird immer kleiner)
- Schluckstörungen (Dysphagie)
- gestörte Feinmotorik (Mantel zuknöpfen, Zähne putzen)
- Vermehrtes Schwitzen
- erhöhter Speichelfluss
Akinatische Krise
Bei der akinetischen Krise liegt eine akute Verschlechterung der motorischen Symptomatik vor ⇒ extremer Rigor, im schlimmsten Fall kommt es zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit (Akinese).
- Symptome
➥ extremer Rigor, Akinese (Bewegungsunfähigkeit) - Ursachen
➥ Neuroleptika, Exsikkose, Operationen, Infektionen - Folgen
➥ keine Schlucken und Sprechen mehr möglich, Hyperthermie (hohe Körpertemperatur) - Behandlung
➥ sofortige intensivmedizinische Versorgung, ggf. ist eine Beatmung bzw. Intubation nötig
Einteilung
Idiopathischer Pakinsion
- häufigste Form – es liegt ein Dopaminmangel vor
- keine eindeutig erkennbare Ursache
Sekundäres Parkinson-Syndrom
hier liegen eindeutig erkennbare Ursachen vor
- Medikamente
➥ Hemmstoffe des Dopamins (z.B. Neuroleptika)
➥ Medikamente zur Anregung der Darmtätigkeit (bei Obstipation) - Hirntumore und Entzündungen des Gehirns
- Vergiftungen
- Morbus Alzheimer
- Verletzungen des Gehirns / Hirnschäden (z. B. Sauerstoffmangel)
- berufsbedingt (z. B. Berufsboxer)
Atypisches Parkinson-Syndorm
Aufgrund einer anderen neurodegenerativen Erkrankung kommt es zum Untergang von Neuronen, die auf Dopamin reagieren. In Folge kommt es, neben anderen Leitsymptomen, auf zu einer Parkinson-Symptomatik.
- Lewy-Body-Demenz
- Multisystematrophie (MSA)
- Progressive supranukleäre Blickparese (PSP)
- Kortikobasale Degeneration
Genetische Faktoren
Eine genetische Ursache kommt eher selten vor und kann auf folgende Faktoren zurückgehen:
- Vererbung
- Gen-Defekt
Diagnostik
- Nachweis der Hauptsymptome
➥ Rigor (siehe auch Zahnradphänomen)
➥ Ruhetremor
➥ Hypokinese
➥ posturale Instabilität - Anamnesegespräch
➥ Beginn und Dauer der Symptomatik
➥ familiäre Disposition
➥ Medikamente (Nebenwirkungen?) - L-Dopa Test
➥ Gabe von L-Dopa (Levodopa) kann zur Verbessung des Rigors und der Hypokinese kommen - MRT, CT
➥ bildgebende Verfahrung beispielsweise zum Ausschluss eines Hirntumors
Zahnradphänomen
Die Muskelspannung ist erhöht. Beim Bewegen des Ellbogens setzen die Muskeln einen Widerstand entgegen. Es entstaht das Gefühl eines defekten Zahnrads.
Therapie
Medikamente
Die medikamentöse Therapie soll grundsätzlich für einen Ausgleich des Dopanminagel sorgen
- L-Dopa (Zuführung der Vorstufe von Dopamin)
- COMT-Hemmer (Catechol-O-Methyl-Transferase)
➥ Abbau des vorhandenen Dopamins soll, vor allem im Blut, verhindert werden
➥ Einsatz, gemeinsam mit L-Dopa, bei On-off-Phänomen (kann die Phasen guter Beweglichkeit (“On-Phasen”) verlängern) - MAO-B-HEMMER
➥ Abbau des vorhandenen Dopamins soll, vor allem im Gehirn, verhindert werden
➥ Einsatz, auch alleine, bei On-off-Phänomen (kann zur Zunahme der wirksamen “On”-Zeiten und zu einer Abnahme der “Off”-Zeiten führen) - Acetylcholin- (Anticholinergika) und Glutamat-Antagonisten (NMDA-Antagonisten)
L-Dopa (Levodopa)

- L-Dopa ist eine Vorstufe von Dopamin und kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden, das Dopamin nicht schafft. Im Gerhin wird L-Dopa dann in Dopamin umgewandelt
- L-Dopa wird in der Regel in Verbindung mit Decarboxylasehemmern gegeben. Diese verhindert, dass L-Dopa bereits im Blut in Dopamin umgewandelt wird. Diese Hemmer können die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren
- On-off-Phänomen: bei einer Langzeitbehandlung mit L-Dopa kann es zu Wirkungsfluktuationen kommen (soganntes On-off-Phänomen). Abhilfe kann hier eine Medikamentenpumpe (L-Dopa Pumpe) schaffen, die durch die Bauchdecke in den Zwölffingerdarm gelegt wird und L-Dopa kontinuierlich in den Darm abgibt.
➥ On-Phase = Patienten können sich normal bewegen
➥ Off-Phase = Patienten können sich gar nicht bewegen - Übelkeit: Langzeitbehandlungen mit L-Dopa können zu Übelkeit beim Patieten führen. Eine Gabe von Domperidon kann Abhilfe schaffen.
Nicht medikamentöse Therapie
- Physiotherapie
➥ Gleichgewichtsübungen, Gehtraining, Kraft- und Dehnungsübungen - Logopädie
➥ bei Sprach- und Schluckstörungen - Ergotherapie
➥ Umgang mit Hilfsmitteln, Förderung und Erhalt der Feinmotorik
operative Therapie
- tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS)
➥ 1 oder 2 Elektroden Stimulieren Nervenzellen, die bestimmte Bewegungen beeinflussen. Dies kann Parkinson-Beschwerden lindern.
Weblinks
- Parkinson behandeln – Medikamentöse Behandlung – Teva
- Was ist das Parkinson-Syndrom? – Neurologen und Psychiater im Netz
Quellen
- Haupt, W. F. & Gouzoulis-Mayfrank, E. (2016). Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe (Krankheitslehre) (11. aktualisierte Aufl.). Thieme – ISBN 978-3134536119
- Biologie Anatomie Physiologie, Menche N. (2016). Biologie Anatomie Physiologie – kompaktes Lehrbuch für Pflegeberufe (8. Aufl.). Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH – ISBN 978-3437268038